Kameradschaft Morgenstern

Die Kameradschaft Morgenstern wurde 1993 von Personen aus der Region Sempach gegründet und zählt zu den ältesten aktiven Neonazistrukturen der Schweiz. Die Kameradschaft erregte erstmals öffentliche Aufmerksamkeit, als die meisten der damals rund 20 Mitglieder für den gewalttätigen Überfall auf das Festival für Völkerfreundschaft (1995) in Hochdorf verurteilt wurden. Nach dem Überfall gab sich die KMS einen legalen Anstrich: sie organisierte sich als Verein mit Vorstand und konnte zeitweise gar eine Sektion im Kanton Aargau aufweisen.

Verbandelung mit den Hammerskins

Ideologisch lehnte sich die KMS stark den Schweizer Hammerskins (SHS) an, bei einer ideologischen Nähe sollte es aber nicht bleiben. Bereits der Hochdorf-Überfall wurde massgeblich durch die beiden Organisationen gemeinsam ausgeführt. Es erstaunt deshalb nicht, dass der in Sempach ansässige Thomas Wermelinger als eines der ältesten KMS-Mitglieder auch Hammerskin der ersten Stunde ist. Der oberhalb des Schlachtfeldes wohnhafte Landwirt und Familienvater betreut auch das Postfach des Hammerskin-Unterstützungsnetzes Crew38 in Sempach und pflegt gute Kontakte zu Rechtsextremen im In- und Ausland.

Zu Beginn des neuen Jahrtausends führte die KMS gemeinsam mit der SHS mehrere Schulungsabende durch und betrieb bis ins Jahr 2005 einen Raum in Malters, den sogenannten «Nibelungensaal», welcher auch als Konzertlokal benutzt wurde. Nach dessen Schliessung wurde die Kameradschaft wiederum in Sempach fündig und führte ein kleineres Konzertlokal, wo 2008 auch der Parteitag der PNOS abgehalten wurde. Den erneuten Raumverlust im Jahr 2009 nahm die KMS als Anlass, einen Fackelmarsch in Luzern durchzuführen, an dem sich rund 100 Personen aus dem rechtsextremen Spektrum beteiligten.

Regelmässige Treffen und Aufmärsche

Daneben zeichnet die KMS für den alljährlichen Aufmarsch zum Schlachtfeld in Sempach verantwortlich und organisierte zuweilen auch ein Abendprogramm, wie beispielsweise im Jahr 2015 ein Konzert mit deutschen Rechtsrock-Bands unter anderem den Hammerskins nahestehenden Hermunduren. Der Aufmarsch verlor aber in den letzten Jahren zunehmend an Wichtigkeit für die Szene, was sich an den sinkenden Teilnehmerzahlen erkennen lässt. Nebenbei organisierte die KMS immer wieder Konzerte in kleinerem Rahmen mit bis zu 150 Besuchern, welche von der Öffentlichkeit kaum beachtet wurden. Einzig das Solidaritätskonzert im Januar 2014, wurde medial aufgegriffen, da Geld für die goldene Morgenröte, die rechtsextreme Partei Griechenlands, gesammelt wurde.

Der Stammtisch, welcher lange Zeit alle zwei Wochen stattfand, diente nicht nur der Festigung der eigenen politischen Meinung und des geselligen Beisammenseins; er wurde auch als Rekrutierungsfeld für neue Mitglieder benutzt, welche so in einem ungezwungenen Rahmen kennengelernt werden konnten.

Starke Verwurzelung in der Region

Obwohl der über 40-jährige Wermelinger nach wie vor eine wichtige Rolle in der Kameradschaft spielt, hat sich in den letzten zehn Jahren eine jüngere Generation etabliert. Viele von ihnen sind durch ihre Partizipation am traditionellen Vereinswesen (Schützenverein, Feuerwehr) bestens in der Region verankert. Bekannte Exponenten der jüngeren Generation sind Daniel Villiger aus Sins AG und Michael Vonäsch aus Willisau LU. Der Kleinstunternehmer Villiger erregte zuletzt mediale Aufmerksamkeit, als er das Absolut Pub in Luzern im Herbst 2012 erneut in Betrieb nahm. Das Pub war bereits früher für seine rechtsextreme Klientel bekannt und bot der Neonazi-Szene oft Platz für «Privatanlässe». Im Februar 2013 trat die Ostschweizer Hammerskinband Vargr i Veum im voll besetzten Lokal auf, mittlerweile ist das Pub wieder geschlossen.

Die lokale Verankerung der Mitglieder darf aber nicht über deren potenzielle Gewaltbereitschaft hinwegtäuschen: Michael Vonäsch, welcher bis zu deren Auflösung im Jahr 2011 die PNOS Willisau präsidierte, drohte im Jahr 2009 mit der Anbringung von Sprengfallen am Gedenkkranz in Sempach, da dieser zuvor durch antifaschistische Kreise entwendet wurde. Zudem wurde er bereits 2004 für einen, gemeinsam mit über 20 anderen Neonazis begangenen Angriff auf eine antirassistische Demo in Willisau verurteilt.