Holy War Records Aufgelöst

Holy War Records (HWR) war lange Zeit der einzige florierende Versand für Neonazi-Artikel in der Schweiz – bis er Mitte 2013 offenbar eingestellt wurde. HWR vertrieb über seine Website hauptsächlich rechtsradikale Musik aus aller Welt – laut Eigenwerbung «Musik gegen den Zeitgeist». Zusätzlich agierte der Versand auch als Plattenlabel.

Offiziell wurde er vom «Verein Meinungs- und Redefreiheit in Kunst und Medien» mit Sitz in Brienz betrieben; als Kontaktpersonen fungierten die damaligen Vorstandsmitglieder der PNOS Berner Oberland, Marco Gaggioli und Marcel Gafner. Als Kontaktadresse diente hingegen ein Postfach in Brienz, welches von Dominik Hulliger, ehemals Vorsitzender der Helvetischen Jugend, heute aktiver Hammerskin, betreut wurde.

HWR achtete darauf, nur «legale» Musik zu verkaufen, so wurden ihre CDs gemäss eigenen Angaben vor der Aufnahme ins Sortiment juristisch geprüft. Nebst Scheiben aus den Sparten Rock against Communism (RAC), National Socialist Hardcore (NSHC), National Socialist Black Metal (NSBM), rechtem Rap und völkischen Liedermachern, fanden sich auch Titel von Bands aus der sogenannten Grauzone im Angebot.

HWR produzierte unter anderem die 2007 im Berner Oberland verteilte Schulhof-CD und auch einen Tonträger der bekannten deutschen Rechtsrockband Kraftschlag. Beides erstaunt nicht sonderlich, da auch Mario Friso aktiv in den Betrieb des Shops involviert war. Friso stand gelegentlich mit Kraftschlag auf der Bühne und wurde bereits 2004 für die Einfuhr der deutschen Project Schoolyard-CD verurteilt.

Nebst Musik bot der Shop zwar auch Kleider, Bücher und DVDs feil, jedoch in weitaus geringerem Masse. Zudem bestand ein grosser Teil des Buchsortimentes aus willkürlich zusammengewürfelten Publikationen, wie sie in jeder Buchhandlung zu erhalten sind – vom Fitnessbuch bis zur Biografie eines Vergewaltigungsopfers.

Der Versand Holy War Records stellte eine veritable Einnahmequelle für die rechtsextreme Szene der Schweiz, insbesondere auch für die Hammerskins, dar. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Betreiber den Shop nicht freiwillig, sondern als Konsequenz von laufenden Ermittlungen und/oder Verfahren schliessen mussten.