Blood & Honour (B&H)

Das internationale Netzwerk Blood & Honour (Blut und Ehre) versteht sich als «Speerspitze im nationalen Kampf gegen eine multikulturelle Gesellschaft». Mit dem Ziel, die nationalsozialistische Ideologie unter Jugendlichen zu verbreiten, ist die rechtsextreme Skinhead-Vereinigung vor allem im Musikbereich aktiv. Die Neonazi-Organisation hat ihren Ursprung in den 1980er-Jahren in Grossbritannien, verfügt heute über Sektionen in den meisten europäischen Ländern sowie den Vereinigten Staaten und Australien. In den 90er-Jahren wurde zusätzlich Combat 18 (C18) in England von Personen rund um William James «The Beast» Browning gegründet. C18 wird seither mit B&H in Verbindung gebracht und gilt gemeinhin als deren bewaffneter Arm, welcher nach dem «leaderless resistance»-Prinzip in autonomen Zellen oder Kleingruppen organisiert ist.

In der Schweiz trat Blood & Honour erst 1998 in Erscheinung — zuerst mit einer Sektion in der Deutschschweiz, ab 2003 auch in der Romandie. Und weitere kamen hinzu: Beim Aufmarsch am Nationalfeiertag auf dem Rütli im Jahr 2005 traten die Sektionen Romandie, Wallis, Aargau und Zürich zum Schaulaufen an.

Im Jahr 2003 schlugen Mitglieder von Blood & Honour in Frauenfeld einen Jungendlichen brutal zusammen. Von den Folgen hat er sich nie mehr erholt und bleibt bis heute auf Hilfe angewiesen.

Medialen Schiffbruch erlitt Blood & Honour mit der Demonstration «gegen Kinderschänder» in Appenzell im Oktober 2007: Nach der im Vorfeld widerrufenen Bewilligung der Behörden verkam der Aufmarsch zu einer B&H-Parade ohne Zuschauer_innen — das Ziel einer breit mobilisierten PR-Aktion wurde weit verfehlt.

Viele interne Veranstaltungen

In den letzten Jahren ist es ruhiger geworden um die international verankerte Naziskin-Organisation – verschwunden ist die Szene allerdings nicht. Auch heute noch gehört die Teilnahme an von der rechtsextremen Szene organisierten Aufmärschen wie den Schlachtfeiern in Sempach und Morgarten oder dem Nationalfeiertag auf dem Rütli zu den Fixpunkten im Terminkalender der B&H-Exponenten.

Zudem hat sich B&H über Versände, regelmässig erscheinende Magazine oder szeneverhängte Musikgruppen (z.B. Amok) und nicht zuletzt über die PNOS, die ursprünglich aus dem Blood-&-Honour-Umfeld entstanden ist, als politische Kraft eine interne Infrastruktur geschaffen. B&H organisiert regelmässig interne Anlässe für ihresgleichen: So führte die Zürcher Sektion beispielsweise im Frühling 2012 einen Vortragsabend mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges durch. Die Oberwalliser Sektion rund um Silvan Gex-Collet und André Schmid hingegen, lud im Februar 2014 den militanten deutschen Neonazi Thorsten Heise, seinerseits ehemaliger NPD Bundesvorstand, ins verschneite Oberwallis ein. Die Aargauer Sektion zeichnet für das alljährliche, traditionelle Osterfest verantwortlich. Die Zürcher und Walliser Sektionen bieten mitunter auch Gelegenheit, sich von befreundeten Neonazi-Tätowierern aus den USA oder Estland tätowieren zu lassen. Insgesamt sind die Deutschschweizer B&H-Mitglieder weit über die Landesgrenzen hinaus bestens vernetzt.

«Rock fürs Vaterland»

Am 1. August 2015 luden Blood & Honour Schweiz zum Konzert nach Schönenberg mit den Rechtsrock-Bands Amok, FH:33 (ENG), Lunikoff-Verschwörung (DE) und Kommando S3 (DE). Im Nachgang zum Konzert wurde in Hombrechtikon eine antifaschistische Demonstration durchgeführt, da einige der Organisatoren des Konzertes in Hombrechtikon und Umland wohnhaft sind. Als Reaktion auf die Demonstration versandte B&H einen Flyer an die Wohnbevölkerung und echauffierte sich über die «paar linken Spinner», welche in Hombrechtikon angeblich «eine Spur der Verwüstung» hinterlassen hätten.

Weiter warben sie für ein ruhiges, patriotisches und heimatverbundenes Hombrechtikon und legten für ihre Verhältnisse eine unbekannte Biedermann-Manier an den Tag. Diese kann man den B&H-Mitgliedern wohl schlecht abnehmen, waren es doch dieselben, die im Juli 2015 einen orthodoxen Juden in Zürich Wiedikon attackierten und bespuckten, während sie gemeinsam den Junggesellenabschied ihres Mitglieds Roger Mezenen aus Hombrechtikon feierten. Auch sonst scheuen die Mitglieder von B&H selten vor Gewalttaten zurück. So verbüssten Kevin Gutmann und ein weiteres Mitglied der Zürcher B&H Sektion mehrmonatige Gefängnisstrafen, da sie mehrfach wegen Gewaltdelikten verurteilt worden waren.

Ruhige Romandie?

In der Romandie hingegen scheint sich die Schweizer Sektion soweit aufgelöst zu haben. Es leben aber mehrere Mitglieder der französischen B&H Sektion Hexagone im Unterwallis. Zwei von ihnen betreiben dort gemeinsam das Misanthrop’Ink Tattoostudio. Ein beliebter Treffpunkt für die regionale Szene war zudem die mittlerweile geschlossene «Excalibar Taverne» in Bossenens FR, die von Hervé Savoy, ehemaliges Mitglied der B&H Sektion Romandie, betrieben wurde.

Oft macht Blood & Honour auch durch internationale Rechtsrock-Konzerte auf sich aufmerksam. Die Konzerte, welche von B&H Zürich in den letzten Jahren unter dem Label B&H/C18 organisiert wurden, werden im Artikel «Internationale Konzerte unter militantem Label» genauer betrachtet.