PNOS Oberaargau Aufgelöst

Die Oberaargauer Sektion der PNOS, bei ihrer Gründung im Januar 2005 noch PNOS Ortsgruppe Langenthal genannt, war eine der ältesten und beständigsten PNOS-Sektionen, bevor sie im Zuge der Reorganisierung 2016 in der PNOS-Kantonalsektion Bern aufging.

Lange Zeit hatte sie eine tragende Rolle innerhalb der PNOS Schweiz inne. Auch heute noch finden viele Veranstaltungen der PNOS Schweiz wie Parteitage und 1. Augustfeiern im Grossraum Langenthal statt. Daneben organisierte die Lokalsektion teilweise kleinere Stand- und Flugblattaktionen sowie im November 2013 eine Demo «für nationale Freiräume».

Gegen Flüchtlinge und Islam

Eine breitere Öffentlichkeit erreichte die PNOS Oberaargau auch im Zuge der Diskussionen um den Bau eines Minarettes in Langenthal. Gemeinsam mit der faktisch kaum noch existierenden Autopartei organisierten sie zwei Platzkundgebungen und Parteipräsident Lüthard konnte sich medienwirksam inszenieren, indem er vor laufenden Kameras mit einem Besen Papierminarette von einer Schweizerfahne wegfegte. Die Symbolik lehnte sich an ein Plakat der nationalsozialistischen Nationalen Front mit dem Titel «Wir säubern» aus den 30-er Jahren an, weshalb Lüthard wegen Verletzung der Anti-Rassismus-Strafnorm angeklagt wurde. Im Juni 2014 sprach ihn das Bundesgericht jedoch frei.

In den letzten Jahren profilierte sich die Sektion hauptsächlich im Bereich der Flüchtlingsthematik und versuchte gegen Kollektivunterkünfte für Asylsuchende in der Region mobil zu machen.

Starke lokale Verankerung

Die PNOS ist in der Region Oberaargau seit jeher äusserst stark verankert. Lüthard stammt aus Roggwil BE, PNOS-Gründer Sacha Kunz aus dem nahen Erlinsbach AG. Mit der Band Indiziert und den beiden lokalen Kameradschaften Initiative Vaterland und Helvetische Jugend bestand zudem ein ganzer Pool an jungen Rechtsextremen, aus deren Reihen die PNOS Oberaargau ihre Mitglieder rekrutieren konnte. Seit Mitte 2016 wird nun beispielsweise der Bundesvorstand der PNOS durch die langjährigen Mitglieder der Langenthaler Neonazi-Szene Benjamin Rohde und Raphael Würgler verstärkt.

Umtriebiger Vorsitzender

Vorsitzender der PNOS Oberaargau war Dominic Lüthard, Sänger der Band Indiziert und zugleich langjähriger Präsident der Mutterpartei. Lüthard gehörte bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends zur aktiven Neonaziszene in Langenthal und ist mehrfach wegen Rassendiskriminierung und Körperverletzung verurteilt worden. Der umtriebige Roggwiler beteiligt sich zudem regelmässig an Naziaufmärschen und Aktionen im In- und Ausland – mitunter tritt er auch als Redner auf. Auch ist er sich nicht zu schade mittels primitiver, in der gesetzlichen Grauzone angesiedelter Provokationen, mediale Aufmerksamkeit für seine Anliegen zu gewinnen.

Politisches Mandat ohne Wirkung

2005 gelang der PNOS überraschenderweise der Einzug in das Langenthaler Stadtparlament. Mit einem einjährigen Unterbruch sass der Strassenbauer Tobias Hirschi von 2005 bis 2011 im Stadtrat, jedoch ohne relevanten Einfluss auf die politischen Geschäfte zu nehmen. Hirschi machte eher durch seine politische Unbedarftheit und durch schweigende Zurückhaltung auf sich aufmerksam und kann getrost als Marionette der tragenden Figuren der Partei angesehen werden. 2011 gab die PNOS ihren Sitz im Langenthaler Stadtrat ersatzlos vorzeitig auf.

Auch ausserhalb der Stadt Langenthal versuchten Parteimitglieder der Sektion Oberaargau immer wieder, politische Mandate zu erringen, allerdings ohne Erfolg: So gelang es der PNOS weder 2006 mit Lüthard noch 2010 mit Hirschi, Lüthard und Würgler im Kantonsparlament Einsitz zu nehmen.