Helvetische Jugend Aufgelöst

Die Helvetische Jugend wurde Anfang Juli 2004 in der Region Oberaargau gegründet. Die rechtsextreme Organisation mit Kameradschaftscharakter lehnt sich mit ihrem Kürzel «HJ» offensichtlich an die historische Hitlerjugend der Nazis an. Die HJ machte zu Beginn vor allem durch das Verteilen von Flugblättern und die rege Teilnahme an rechtsextremen Aufmärschen auf sich aufmerksam.

Die HJ versucht, mit ihren Aktivitäten eine salonfähige rechtsextreme Jugendkultur aufzubauen. So zählen nebst Sonnenwendfeiern (altgermanisches Brauchtum) auch interne Bildungsveranstaltungen, Kameradschaftsabende oder gemeinsame Ausflüge zu ihrem Repertoire. Ausserdem veröffentlicht sie auf ihrer Webseite pseudohistorische und politische Berichte.

Der Kern der HJ und somit ihr Hauptagitationsfeld befand sich lange Zeit in den Regionen Langenthal, Burgdorf und Luzerner Hinterland. Trotz anfänglicher Verneinung entpuppte sich die HJ schnell als eigentliche Jugendorganisation der PNOS und diente der Nachwuchsrekrutierung. Viele der ehemaligen Gründungsmitglieder wie Stefan Wüthrich und Dominic Lüthard tauchten nicht viel später als Funktionäre der PNOS auf – Lüthard ist heute gar Parteipräsident.

Ihr Gewaltpotenzial offenbarte die braune Kameradschaft bereits Ende Oktober 2004 mit einem organisierten und bewaffneten Angriff auf eine Antirassismus-Demo in Willisau. Bei den darauf folgenden Hausdurchsuchungen fand die Polizei ein grosses Arsenal an Hieb- und Stichwaffen und umfangreiches Propagandamaterial. Die Verurteilungen führten zu einer Schwächung der HJ-Strukturen.

Im Frühjahr 2005 sorgte die Helvetische Jugend durch eine versuchte 1.-Mai-Demonstration in Solothurn für einiges Aufsehen – an vorderster Front mit dabei der Langenthaler PNOS-Stadtrat Tobias Hirschi. Es folgten einige interne Veranstaltungen, der Versuch 2007 per Schlauchboot an die offizielle 1.-August-Feier auf dem Rütli zu gelangen, und alljährliche Teilnahmen an der Kranzniederlegung in Sempach. Die Bedeutung der HJ innerhalb der Szene blieb jedoch gering.

2009 verkündete die HJ grossspurig die Gründung einer weiteren Sektion im Berner Oberland, was sich jedoch in der Praxis lediglich als Verschiebung der Aktivitäten erwies. Unter der Führung des mittlerweile zu den Hammerskins abgewanderten Dominik Hulliger aus Brienz fand sich nach wie vor nur eine kleine Handvoll Aktivisten zusammen. Im Jahr 2011 schliefen die öffentlich wahrnehmbaren Aktivitäten – bis auf die Unterstützung der Rütli-Mobilisierung 2012 – vollends ein. Ende 2013 verschwand auch die bis dahin noch öffentlich erreichbare Internetseite von der Bildfläche.